Zelle Gebirge
Lagebeurteilung und Beratung des Kommandanten im Gebirge
Ein kleiner aber besonders wichtiger, unterstützender Bestandteil der SLÜ 2021 ist die "Zelle Gebirge". Sie setzt sich aus Hauptmann Patrick H. sowie zwei weiteren Bergführern des Jägerbataillons 26 zusammen und berät den Kommandanten bei der Planung und Durchführung von Übungen oder Einsätzen im Gebirge.
Die "Zelle Gebirge" hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gefahren im Gebirge zu erkennen, abzuschätzen und gebirgsunerfahrene Soldaten darauf aufmerksam zu machen.
Im ersten Schritt wird durch die "Zelle Gebirge" ein Bild der Gebirgslage erstellt, abhängig vom Wetter, Lawinen und anderen Gefahren, wie der nicht vorhandenen Gangbarkeit. Anschließend kann der Kommandant bei der Planung der Übung im Gebirge beraten werden. Die Gebirgsspezialisten weisen auf Risiken und Herausforderungen hin und es wird eine Karte erstellt, welche das Gebiet in eine rote, gelbe und grüne Zone einteilt. Die rote darf nicht betreten werden, die gelbe nur in Begleitung eines Bergführers und in der grünen Zone darf man sich frei bewegen. Die Lagebeurteilung hängt auch sehr stark von den Rückmeldungen der Bergführer ab, welche die beiden Kompanien bei der SLÜ 2021 begleiten. Diese überprüfen die Lage noch einmal vor Ort und schauen, ob das Gelände tatsächlich begehbar ist.
Im Winter wird die Arbeit noch einmal spannendender, denn viele Teile des Gebirges sind nicht befahr- oder begehbar. Die Bergführer untersuchen das Schneeprofil, sichern Wegstücke ab und sorgen für das Gangbarmachen des Geländes.
Truppenübungsplatz Lizum/Walchen
Modell für ein Miteinander
Der Truppenübungsplatz Lizum/Walchen ist mit über 50 km² der zweitgrößte Truppenübungsplatz Österreichs und der einzige Hochgebirgsübungsplatz. Ideale landschaftliche Bedingungen und die infrastrukturellen Gegebenheiten dieser national und international verwendeten Ausbildungsgeländes für Schieß-, Spreng- und Gebirgsausbildung bilden ausgezeichnete Rahmenbedingungen für das Erreichen der Ausbildungsziele.
Der Übungsplatz umfasst das Lizum-, das Möls- sowie das Navistal. Der tiefste Punkt liegt auf 1.410 Metern Seehöhe, der höchste Punkt, der Lizumer Reckner, auf 2.886 Metern.
Geschichte
Von 1934 bis 1938 war die Lizum durch einen Pachtvertrag zwischen dem österreichischen Bundesschatz (Heeresverwaltung) und der Agrargemeinsachaft Lizumalpe für Schießübungen des Bundesheeres der 1. Republik freigegeben. Die übenden Einheiten fanden außerhalb der Alpzeiten Unterkunft in den Almhütten. Im Jahre 1935 wurden die Biligeriehütte und die Innerkoflerhütte als Truppenunterkünfte gebaut. 1934/1935 wurde von Pionieren des österreichischen Bundesheeres ein Fahrweg von Walchen in die Lizum gebaut. 1938 beanspruchte die Deutsche Wehrmacht das Gebiet der Alpingemeinschaft Lizum als Truppenübungsplatz. Ende 1938 bis 1939 wurden Kaufverträge mit den bäuerlichen Eigentümern abgeschlossen. Unmittelbar nach dem Abschluss der Kaufverträge wurde mit dem Bau der Militärlager Walchen und Lizum begonnen. Bis 1945 sollen fallweise bis zu 2.000 Mann am Truppenübungsplatz untergebracht gewesen sein.
Im Jahre 1945 wurde das Land Tirol durch eine Schenkungsurkunde der französischen Besatzungsmacht Eigentümer der Gebiete Walchen und Lizum. Im Jahre 1952 erhielt die damalige Gendarmerieschule Tirol I die Freigabe wenigstens eine Baracke als Unterkunft für die feldmäßige Schießausbildung zu verwenden. 1953 wurden weitere Unterkünfte in Walchen und in der Lizum der B-Gendarmerie zur Nutzung übergeben.
Am 27. Oktober 1955 wurde im Auftrag des Tiroler Landeshauptmannes das ehemalige "Deutsche Eigentum" Wattener Lizum dem Österreichischen Bundesheer übergeben.
Im Jahre 1978 wurde das alte Lager Lizum mit seinen insgesamt 26 Objekten abgetragen und bis zum 7. Oktober 1993 erfolgte der Neubau des Hochlagers Lizum mit drei Mannschafts-, einem Wirtschafts- und einem Kommandogebäude. Dem folgte am 22. Juni 1994 die feierliche Eröffnung der Schießanlage "Wasserschloss", einer vollelektronischen Schießanlage, die für alle Stadien der Schießausbildung zur Verfügung steht.
Am 7. Dezember 2007 wurde dann in Walchen das neue Mehrzweckgebäude seiner Bestimmung übergeben. Damit verfügt der Truppenübungsplatz Lizum/Walchen über modernste Infrastruktur für die Schießausbildung von Soldaten im Hochgebirge. Dies wird national wie international rege genützt. Rund 80 Berufssoldaten, Grundwehrdiener und Zivilbedienstete arbeiten ständig auf dem Übungsplatz.
Sonderfall & Modell für ein Miteinander
Die Lizum im Wattental, Tirols zweitgrößtes Almgebiet, hat neben der militärischen eine sehr lebendige, starke zivile Seite: Die Lizum steht für naturnahe Land-, Forst-, Almwirtschaft mit Käsereien und explizit für „sanften Tourismus“. Seit 600 Jahren wird hier Alm-, Forst- und Landwirtschaft betrieben. Alpintourismus und Naherholung (völkerverbindendes Bergwandern; Klettern, Skitour) sind seit 125 Jahren heimisch.
Die Lizum ist ein europäischer Sonderfall, zugleich ein Modell für ein Miteinander verschiedener Interessensgruppen, militärische wie zivile Nutzer. Kern- und Herzstück dieses gedeihlichen Miteinanders bildet der „Übergabevertrag von 1955“. Auf Betreiben der Bevölkerung wurde dieser von der Bundesregierung unter Kanzler Julius Raab mit allen Nutzern abgeschlossen. Er war auch ein Zeichen des Ausgleichs für die durch Zwangsverkäufe faktisch enteigneten Almen und das Alpenvereinshaus. Der Vertrag regelt modellhaft das Zusammenleben zwischen Bundesheer und allen zivilen Nutzern, um Weiterbestand und weiteres Bewirtschaften zu gewährleisten.
(Quelle: Gerald Aichner, Alpenverein Tirol)
Weidewirtschaft
Auf Basis dieses Miteinanders wurden auch dieses Jahr mit Ende Juni wieder mehr als 900 Stück Vieh - Rinder, Schafe und Schweine - aufgetrieben. Betreut werden die Tiere von vier Almgemeinschaften. Während das Jungvieh weitgehend selbstständig den Sommer auf den Almen verbringt, sind MIlchkühe täglich zu melken. Aus diesem Grund leben zb. im Lizumerboden acht Bauern und ein Käser - mitten im Truppenübungsplatz.
Train as you fight
Am Truppenübungsplatz Lizum/Walchen muss die übende Truppe daher viel stärker auf das zivile Umfeld achten, als dies auf anderen Truppenübungsplätzen der Fall ist. Was auf den ersten Blick als Einschränkung erscheinen mag, stellt sich auf den zweiten Blick sogar als Vorteil heraus. Hier kann/muss man üben, so wie es auch in einem Einsatz der Fall ist. Nämlich militärische Aufträge zu erfüllen ohne Kollateralschäden zu verursachen.
Wir stellen die Verbindung sicher
Der IKT-Zug
Die SLÜ 2021 stellt nicht nur für die Kampftruppe einen großen Aufwand dar, sondern auch für den IKT-Zug, der für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Teilen des Bataillons zuständig ist.
Der mit Masse durch das Führungsunterstützungsbataillon 2 aus St. Johann im Pongau gestellte 33 Mann starke Zug besteht aus fünf Funktrupps, einem Bautrupp sowie der Vermittlung. Der Bautrupp verlegt die Feldkabel für die Telefone, die LAN-Kabel sowie die Lichtwellenleiter und die Vermittlung hält die Verbindung zwischen den verschiedenen Elementen des Bataillons auch über längere Distanzen hinweg aufrecht. Die Funktrupps sorgen mithilfe mehrerer Relais dafür, dass die Verbindung zwischen dem Bataillonskommandanten und dem Kompaniekommandanten im Feld nicht abbricht, auch wenn sich die Truppen im Gelände bewegen.
Das Hauptaugenmerk des Zuges liegt auf der Sicherstellung des Netzes für das Bataillon, welches unerlässlich für die Kommunikation mit und der Führung von den Soldaten ist. Dass das Lager Walchen-Lizum im Gebirge liegt, erschwert die Arbeit, denn diese ist stark abhängig von der Erreichbarkeit mit den Fahrzeugen sowie der Witterung. Zudem ist es wesentlich herausfordernder im Gebirge an Treibstoff oder Akkus zu gelangen.
Der IKT-Zug sorgt mit seiner Arbeit für einen reibungslosen und geregelten Ablauf und gewährleistet eine erfolgreiche Kommunikation zwischen allen Teilen des Bataillons
Synergieeffekte
Geplant und koordiniert wird der Einsatz des IKT-Zuges durch zwei Offiziere der Führungsunterstützungsschule. Diese nimmt mit den derzeit durch sie auzubildenden Militärakademikern des 3. Jahrganges an der SLÜ 2021 teil. Die Führungsunterstützungsschule nutzt die Möglichkeit der Übung im Bataillonsrahmen um den Fähnrichen der Lehrgruppe IKT des Jahrganges "Dragonerregiment 7" einen entsprechenden Ausbildungsrahmen zu bieten, der ohne die Kooperation mit der Militärakademie nicht möglich wäre.
Wertvolle Erfahrung
Die Teilnahme des Truppenoffizierslehrganges/Waffengattung Cyberkräfte an der SLÜ 2021 stellt für die Militärakademiker einen wesentlichen Abschnitt in ihrer Ausbildung dar, um die einzelnen Ausbildungsabschnitte, welche an der Führungsunterstützungsschule gelehrt wurden, zu einem Ganzen zusammenzufügen. Die Militärakademiker haben im Zuge der SLÜ 21 die Möglichkeit einen verstärkten IKT-Zug zu führen und die Elemente anhand eines vorab durchgeführten Planungsverfahrens einzusetzen. Dadurch ist ihnen eine vollständige Funkabdeckung des Einsatzraumes gelungen und die Einbindung der Gefechtsstände in das ortsfeste Fernmeldesystem. Dies dient zum einen als idealer Startschuss für das Nationale Berufspraktikum und zum anderen als Vorbereitung für die Zeit nach der Ausmusterung bei der Truppe.
"Für einen realen Bedarfsträger die Verbindungen herzustellen und halten zu müssen, das motiviert." fasst Fähnrich Michael M. den Wert der Teilnahme an der SLÜ 2021 zusammen. Und ergänzt "Außerdem erlebe ich hier zum ersten Mal einen Gefechtsstandbetrieb in Echt und nicht nur in Theorie darüber zu hören oder zu lesen. Das ist eine wertvolle Erfahrung."
Munitionsversorgung
Sicherstellung des Gefechtsschießens
Die Planung des Ablaufes eines Gefechtsschießens umfasst auch die Berechnung des Munitionsbedarfs. Das Ergebnis bildet die Grundlage für die Munitionsanforderung, die bereits ein Jahr davor zu erfolgen hat.
Mit der Zuweisung der Munition erfolgt auch die Festlegung des Ortes an dem die verschiedenen Munitiosnssorten zusammengeführt und letztendlich durch den Munitionsunteroffizier der Militärakademie abgeholt werden können. Im Falle der SLÜ 2021 war dies das Munitionslager Thaur-Mure.
Acht Tonnen
Rund acht Tonnen an Munition wurden für das Gefechtsschießen der SLÜ 2021 bereitgestellt.
- 212 Sprenggranaten für den schweren Granatwerfer
- 100 Granatpatronen für das Panzerabwehrrohr 66
- 25.000 Schuss für das Sturmgewehr
- 20.000 Schuss für das Maschinengewehr
- 740 kg Spreng- und Zündmittel für die Pyrotechnik
Transport
Die Abholung, der Transport und die Verteilung erfolgte mit Unterstützung einer Nachschub- und Transportgruppe des Stabsbataillons 6.
Durch den Munitionsunteroffizier wurden die entsprechenden Munitionsmengen an die Nachschubunteroffiziere der Kompanien übergeben.
Herausforderung Einsatz im Gebirge
Die fü die SLÜ 2021 genutzten Bereiche des Truppenübungsplatzes Lizum/Walchen erstrecken sich über Bereiche von rund 1.400 bis zu 2.400 Metern Seehöhe. Der Einsatz im Gebirge stellte auch im Bereich der Munitionsversorgung hohe Anforderungen. So verfügt der Truppenübungsplatz Lizum/Walchen über keine Möglichkeit der Lagerung von Munition. Die Munition musste daher "just in time" aus dem Munitionslager direkt zugeführt werden.
Die Straßenverhältnisse am Truppenübungsplatz Lizum/Walchen sowie die Witterungsverhältnisse in der ersten Übunsgwoche sorgten darüber hinaus für die Notwendigkeit einer besonders sorgfältigen Planung. Und letztendlich waren viele Bereiche der Stellungen nicht mit dem Fahrzeug zu erreichen. Der Munitionstransport musste daher zu Fuß erfolgen.
Nach dem Schießende
Für den Munitionsunteroffizier ist mit dem Schießende die Arbeit keinesfalls erledigt. Im Gegenteil - sie beginnt jetzt wieder! Nicht verschossene Munition ist abzusammeln und wird durch die Nachschubunteroffiziere der Kompanien an der Munitionsunteroffizier zurückgegeben. Dieser zählt und verpackt diese wieder so gut als möglich, führt die Abrechnung durch und liefert die Munition wieder an das Munitionslager ab.
Im Falle der SLÜ 2021 handelte es sich um eine Munitions-Sonderzuweisung. Die nicht verschossen Munition steht daher nicht der Militärakademie für weitere Schießvorhaben zur Verfügung, sondern geht in den disponierbaren Bestand der Streitkräfte über,
Frisch und wohlschmeckend
Die Verpflegsversorgung während der SLÜ 2021
Auf die Moral der Truppe haben Wetter und Verpflegung wesentliche Auswirkung. Während das Wetter nicht beeinflusst werden kann, hängt die Qualität des Essens vom Küchenpersonel und dessen Wissen und Fertigkeiten sowie Engagement ab.
Für eine hervorragende Verpflegung während der SLÜ 2021 sorgte das Feldküchenteam. 18 Köche bzw. Gehilfen - eine Kooperation zwischen Personal des Truppenübungsplatzes Lizum/Walchen, der Militärakademie und der Heeresunteroffiziersakademie - kochten täglich für rund 500 Personen.
Der hervorragende Geschmack des Essens ist auf das frische Zubereiten von zu 90% aus der Region stammenden Produkten sowie dem Engagement der Köche zurückzuführen.
Training im Hochgebirge
Bericht des Militärkommandos Tirol über die SLÜ 2021
Von 12. bis 23. Juli befand sich das Akademikerbataillon der Militärakademie auf dem Truppenübungsplatz Lizum/Walchen. Insgesamt über 500 Offiziersanwärter und Soldaten hatten die Reise von Wiener Neustadt nach Wattens angetreten, um auf dem Hochgebirgsübungsplatz zu trainieren.
Training des Gebirgskampfes
"Der Truppenübungsplatz wird von der Zivilbevölkerung als Naherholungsgebiet sehr geschätzt und genutzt. Doch für uns Soldaten bietet er eine einmalige Gelegenheit, den Gebirgskampf unter realen Bedingungen zu trainieren", sagt Tirols Militärkommandant, Brigadier Ingo Gstrein. Er freut sich, dass die Theresianische Militärakademie die Möglichkeiten dieses Truppenübungsplatzes bei ihrer Schieß- und Lehrübung nutzt.
Der Weg zum Offizier - das etwas andere Studium
Nach einem intensiven Semester in den Lehrsälen mit "Power Point" und "Word" galt es für die Offiziersanwärter nun, ihr theoretisches Wissen in der Praxis auf 1.400 Metern bis 2.880 Metern Seehöhe anzuwenden. Als Übungsanlage wurde angenommen, dass eine Minderheit im Wattental lebt und durch irreguläre Kräfte bedroht wird. Das verstärkte Akademikerbataillon wurde zum Schutz dieser Menschen eingesetzt. Die Militärakademiker standen vor der Herausforderung, Soldatinnen und Soldaten in den Einsatzarten "Schutz" und "Verteidigung" sowie den Einsatzformen "Schutz von Räumen", "Gegenstoß" oder "Schutz von Personen und Organisationen", zu führen.
Kampf der verbundenen Waffen
Höhepunkte der Übung waren die Gefechtsschießen in der zweiten Woche. Begonnen wurde mit einem Verteidigungsschießen mit allen Infanteriewaffen und Luftunterstützung. Dieses Schießen wurde in den Nachtstunden wiederholt.
Ein von der anderen Talseite angeschossener Spitzenzug löste bereits am Folgetag einen Kompaniegegenstoß aus. Auch zwei bewaffnete Flächenflugzeuge vom Typ PC-7 und zwei bewaffnete Mehrzweckhubschrauber vom Typ OH-58 nahmen den Gegner ins Visier. Der angeschossene Spitzenzug war in Stellung gegangen und unterstützte mit Flachfeuerwaffen. Während sich die nachfolgende Kompanie für den Angriff in Stellung brachte, schoss der schwere Granatwerferzug. Nach dem erfolgreichen Angriff wurden die (übungsmäßigen) Verletzten und Verwundeten durch mittlere Transporthubschrauber vom Typ Agusta Bell 212 abtransportiert.
Ein Bataillonsangriff ins Mölstal schloss die Schießübungsserie ab und löste das Übungsszenario. Erneut wurden, im diesmal sehr dynamischen Gefecht, Infanteriekräfte, Luftstreitkräfte und das Steilfeuer zum Zusammenwirken gebracht.
Erinnerungen & Erfahrungen
Nach zwei Wochen in den Tiroler Bergen kehren die Militärakademiker nach Wiener Neustadt zurück, um dort ihre insgesamt vierjährige Ausbildung fortzusetzen. Aus Tirol nehmen sie nicht nur die Erinnerung an eine wunderschöne Berglandschaft, sondern auch einiges an praktischer Erfahrung im Gebirgskampf mit, von der sie noch lange in ihrer Offizierskarriere profitieren werden.
Keine Verbindung? - Nicht mit uns!
Ein Bericht der Führungsunterstützungsschule über die Teilnahme an der SLÜ2021
Der Befehl zur Herstellung der Marschbereitschaft erging Mitten in der Nacht. Der nahezu wolkenlose Himmel und der Lichteinfall des Sternenhimmels erleichterten die zu tätigenden Vorbereitungen für den Angriff auf das Angriffsziel des Bataillons. Die Kompanien stellten die Marschbereitschaft her, magazinierten auf, tarnten sich und führten die letzten Funküberprüfungen durch. Um 12.00 Uhr am darauffolgenden Tag ereilte den Bataillonsgefechtsstand durch die bewegliche Befehlsstelle der Funkspruch: „Angriffsziel genommen, Sicherung eingesetzt. Folgeversorgung durchführen! – Ende!“
Nach einer anspruchsvollen Übungstype C, in müde und getarnte Gesichter, auf einer Seehöhe von 2.500 Meter, blickend, konnte zufrieden festgestellt werden: Eine ununterbrochene Führungsfähigkeit des Bataillons konnte durch die Militärakademiker des Jahrgangs Dragonerregiment Nr. 7 sichergestellt werden. - Aber nun zurück zum Anfang!
So wie jedes Jahr wurden auch am Ende des Jahres 2020 die Vertreter aller Waffen- und Fachschulen an die Militärakademie einberufen, um zum einen, das vergangene Jahr nach zu besprechen und zu evaluieren und zum anderen, einen Ausblick auf das Jahr 2021 zu erlangen. In diesem Zusammenhang wurde durch die Militärakademie die Anfrage ob der Teilnahme an diversen Übungsvorhaben durch die Waffen- und Fachschulen gestellt. Unter der Bedingung ausreichend Elemente aus dem Bereich der Führungsunterstützung zur Verfügung gestellt zu bekommen, meldeten wir eine positive Teilnahme an der SLÜ2021. Nach intensiven Rücksprachen mit dem Führungsunterstützungsbataillon 2 und weiteren Anforderungen gemäß Ausbildungskalender, war es der Führungsunterstützungsschule möglich einen verstärkten IKT-Zug für die zweiwöchige Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Lizum/Walchen zu stellen. Die weiteren Vorbereitungen konnten starten.
Phase Planung
Nach dem Abschluss der Truppkommandantenausbildung erhielten die Militärakademiker den Planungsauftrag für die SLÜ 2021. Die Fähnrich hatten daruf hin das Gelände im Großen sowie taktisch zusammengehörendes Geländeteile zu beurteilen sowie die Planung der Erkundung durchzuführen. Dies erfolgte in ständiger Begleitung und vorangegangener Unterrichte durch die Führungsunterstützungsschule.
Phase Integration
Nach der Rückkehr vom Internationalen Berufspraktikum der Militärakademiker verlegten alle Militärakademiker in die Krobatin-Kaserne in St. Johann in Pongau. Die 27. Kalenderwoche war dafür gedacht die Fähnriche in die 1. Führungsunterstützungskompanie, welche mit Masse das Gerät für den verstärkten IKT-Zug stellte, zu integrieren, sich mit den Gerätschaften wieder vertraut zu machen und die Trupps bzw. die Zugskommandantenaufgaben zu übernehmen. Finale Vorbereitungen für die in der folgenden Woche beginnende Verlegung wurden getroffen.
Realitätsnah
Weg von der Gelbschleifenmentalität (= nicht zu beübende Truppe), war eine wesentliche Forderung der Führungsunterstützungsschule bei diversen Besprechungen. Auch die neun verantwortlichen Militärakademiker für die Führungsunterstützungsplanung sollten ein nach allen taktischen Parametern laufendes Planungsverfahren durchführen und dies nach den zeitlichen Vorgaben umsetzen. Dies bedeutet nicht wie gewohnt ein Aufbau der Systeme bereits in der Vorwoche ohne übende Truppe, denn dies entspricht keiner Einsatzrealität, sondern vielmehr die Herstellung der Arbeitsbereitschaft eines ganzen Bataillons in wenigen Stunden zu gewährleisten.
„Den Marschbefehl erteilten wir Montags um 07.00 Uhr. Ankunft am Truppenübungsplatz war um 11.00 Uhr. Die Arbeitsbereitschaft des Bataillons sollte um 17.00 Uhr gegeben sein. Das vorab durchgeführte Planungsverfahren musste passen. Weitere unterstellte Elemente meldeten sich bis 14.00 Uhr direkt am Truppenübungsplatz. Viel Zeit für Umplanungen war nicht mehr.“
Verbindung sichergestellt
Zu Beginn wurde gemäß vorbereitendem Floorplan der Gefechtsstand des Bataillons eingerichtet. Um eine sofortige, provisorische Arbeitsbereitschaft herzustellen, wurde ein WLAN eingerichtet. Nach wenigen Stunden und am verlegbaren LAN angeschlossen war es allen Teilnehmern möglich über das eingerichtete Vermittlungssystem eine sichere militärische Verbindung und Zugang zu allen Applikationen zu erhalten. Eine besondere Herausforderung hierbei war die Einbindung von Stabspersonal in anderen Objekten. Auch dies wurde bereits im Vorfeld durch die Militärakademiker geplant und stellte daher keine Herausforderung dar. Die volle Einsatzbereitschaft des Gefechtsstandes war mit 07.30 Uhr des Folgetages gewährleistet. Nun begann die Einbindung aller Elemente der äußeren Gefechtsstandsorganisation sowie die Einbindung der Kompanien mittels Feldkabel über eine Entfernung von etwa fünf Kilometern. Bis zum Beginn der ersten Übung – drei Tage nach Ankunft – wurden alle durch den Kommandanten geforderte Verbindungen durch den IKT-Zug unter Führung eines Fähnrichs sichergestellt. Darüber hinaus wurden weitere Relaisstellen erkundet und die Funkabdeckung im geplanten Einsatzraum überprüft. Dem schnell wechselnden Wetter, der Höhe und dem gebirgigen Einsatzraum entsprechend, konnten alle Verbindungen gehalten und unterhalten werden. Leitungsbegehungen mussten auch in stockfinsterer Nacht durchgeführt werden, um die Führungsfähigkeit ununterbrochen aufrecht erhalten zu können.
Übungsphase
Erkundungsergebnisse erkannten starke Feindgruppierungen im Nachbartal. Vereinzelt wurden Störaktionen bis hin zu kompaniestarken Angriffen durchgeführt. Auch die Elemente und das Gerät des IKT-Zuges blieben von Störaktionen nicht unberührt – richtiges Handeln durch die eingeteilten Truppkommandanten und den Zugskommandanten waren gefordert. Mit dem Beginn der zweiten Ausbildungswoche und dem Start einer weiteren Übungsphase, sollte durch das eingesetzte Bataillon wieder Stabilität in die Region gebracht werden.
Der Auftrag lautete: „Der IKT-Zug errichtet und betreibt die Fernmeldestelle Mölser Berg, stellt her, hält und unterhält Verbindungen unmittelbar hinter Angriffsspitzen, hält Reserven für weitere Aufträge bereit, und gewährleistet die ununterbrochene Führungsfähigkeit des Bataillonsgefechtsstandes.“
Nach dem Erhalt des Auftrags in der Befehlsausgabe für den Angriff des Bataillons, war der IKT-Zug gefordert. Der Zugskommandant leitete im Anschluss sein Planungsverfahren ein und bereitete alles für seine Befehlsausgabe an den Zug vor. Nach einem kurzen Kartenstudium war klar: Der Möser Berg ist nicht mit dem Fahrzeug erreichbar. Ein Hubschraubertransport wurde auf Grund fehlender Kapazitäten abgelehnt. Eine Aufstockung des Relaistrupps unter Unterstützung der Zelle Gebirge war notwendig. Unter Sicherung durch eine im Raum eingesetzte Jägerkompanie, marschierte der verstärkte Relaistrupp mit dem Systemgerät und der Ausstattung für die Übernachtung unter Eigensicherung zur Fernmeldestelle Mölser Berg auf 2.500 Meter Höhe.
Auch der IKT-Bautrupp war gefordert. Der Auftrag war unmissverständlich. In den frühen Morgenstunden setzte das Bataillon an und der Bautrupp erfüllte seine Pflicht. Der Rest ist Geschichte....
Für einen realen Bedarfsträger den Gefechtsstandsbetrieb zu errichten und betreiben, sowie die theoretisch geplanten Verbindungsrelationen in die Praxis umzusetzen, fördert die Vorstellungskraft und das Verständnis jedes Einzelnen.
Resümee
Die Teilnahme der Lehrgruppe IKT an der SLÜ2021 stellte für die Militärakademiker einen wesentlichen Abschnitt in ihrer Ausbildung dar, um die einzelnen Ausbildungsabschnitte, welche an der Führungsunterstützungsschule gelehrt wurden, zu einem Ganzen zusammenzufügen. Die Militärakademiker hatten im Zuge der SLÜ2021 die Möglichkeit einen verstärkten IKT-Zug zu führen und die Elemente anhand eines vorab durchgeführten Planungsverfahrens einzusetzen. Dadurch ist ihnen eine vollständige Funkabdeckung des Einsatzraumes gelungen und die Einbindung der Gefechtsstände in das ortsfeste Fernmeldesystem. Dies diente zum einen als idealer Startschuss für das Nationale Berufspraktikum und zum anderen als Vorbereitung für die Zeit nach der Ausmusterung bei der Truppe.
Ein besonderer Dank ergeht an die unterstützende Truppe – Führungsunterstützungsbataillon 2, Pionierbataillon 2, Stabsbataillon 6 und Jägerbataillon 26 – durch welche es sonst nicht möglich gewesen wäre, einen verstärkten IKT-Zug für die SLÜ2021 zu stellen.