In mehreren Medien wurde der Militärakademie „Baummord“ vorgeworfen. Wir nehmen dies zum Anlass über die Gründe der Baumschlägerungsarbeiten zu informieren.:
Der Akademiepark befindet sich im Eigentum des Österreichischen Bundesheeres, das unmittelbare Angelände an den Kehrbach, im Besitz der EVN. Rund 100 Hektar sind an die Stadt Wiener Neustadt zur landwirtschaftlichen Nutzung verpachtet.
Verantwortung
Jeder Baumeigentümer ist für die Verkehrssicherheit seiner Bäume verantwortlich. Es sind notwendige und zumutbare Vorkehrungen zu treffen, um Schäden Dritter zu vermeiden. Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, haftet für Schäden, die durch den Baum verursacht werden.
Der Akademiepark wird durch das Bundesheer – vorrangig die Theresianische Militärakademie – für Ausbildungszwecke, aber auch von vielen Zivilpersonen zu Erholungszwecken oder sportlichen Aktivitäten genutzt. Die Sicherheit dieser Parknutzer und -besucher hat für uns oberste Prioriät.
Bei der dazu erforderlichen Baumpflege arbeiten der Eigentümer Bundesheer und die Stadt Wiener Neustadt als Pächterin eng zusammen.
Baumpflege
Der Baumbestand im Akademiepark ist überaltert und bedarf deshalb besonderer Beobachtung und Pflege. Bei den Forstarbeiten im Akademiepark handelte es sich um Sicherheitsbaumschnitte. Krone, Stamm und/oder Wurzelplatte hätten bei starkem Wind der Belastung nicht standgehalten und dadurch Personen und/oder Sachen gefährdet. Umgestürzte Bäume und dadurch beschädigte Gebäude zeugen davon. Schäden am Baum und dadurch ausgehende Gefährdungen sind vom Laien oft nicht zu erkennen. Zum Glück gab es bis dato nur in einem Fall einen leichten Personenschaden. Weitere gilt es auf jeden Fall zu verhindern!
Stellenweise ist auch ein Auslichten erforderlich. Der Wald ist ein kompliziertes Gefüge von Pflanzen, Tieren, Boden, Licht und Wasser. Die Durchforstung bringt gesündere und stabilere Wälder! Die Durchforstung bringt ökologische Vorteile: Steigerung der Vitalität der Einzelbäume und der Bestände. Erhöhung der Bestandsstabilität durch die Verringerung der Anfälligkeit für Sturm- und Schneebruchereignisse, aber auch gegen Insekten- und Pilzbefall. Vermehrte Bodenvegetation mit einer Vielzahl von Lebewesen im Boden (z.B. Regenwürmer), welche die Nährstoff-umsetzung und Humusbildung im Boden fördern.
Eschensterben
Das in ganz Österreich seit 2005 zu beobachtende Eschensterben hat auch vor dem Akademiepark nicht Halt gemacht. Die Krankheit führt nach anfänglichen Zuwachsverlusten schließlich zum Absterben der Esche. Verantwortlich für das Absterben der Esche ist ein Pilz – das "Falsche Weiße Stengelbecherchen" – der vor etwa 20 Jahren aus Japan nach Europa eingeschleppt wurde. Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Ein Rückschnitt befallener Pflanzenteile macht keinen Sinn. Totholz kann als Brutraum für sekundäre Schadorganismen dienen. Der als Sekundarschädling auftretende Hallimasch bringt die Wurzeln zum Absterben und die Bäume verlieren dadurch den Halt im Boden. Schon leichte Winde können oft noch gesund aussehende Bäume umwerfen und stellen so eine große Gefahr für Parkbesucher dar. Aufgearbeitetes Eschenholz sollte unverzüglich aus den Beständen abgefahren werden. Eine Lagerung des Holzes (Brenn- und Stammholz) könnte sonst dem Eschenbastkäfer vermehrt Brutraum bieten.
Birkensterben
Die vom Rosenhügel ausgehende Große Tourallee sowie die Fohlenhofallee waren geprägt durch schöne Birkenreihen.
Es musste jedoch eine schleichende Verschlechterung der Birken an Ihrem Standort in relativ kurzer Zeit festgestellt werden. Abgestorbene Wipfel, lockere und schüttere Kronen und Totholz, die die Parkbesucher durch Herabfallen bedrohen. Tatsache ist, dass die Veränderung des Klimas und die verlängerten trockenen Sommer die Hauptursache für das Birkensterben sind.
Durch Kronenrückschnitt sind die Birken nur kurzzeitig wieder verkehrssicher. Im Sinne der Baumkontrolle und Verkehrssicherheit müssen diese Birken zeitnah gefällt werden, da eine Sanierung und Aufbau einer Sekundärkrone nicht möglich ist. Eine kranke Birke mit schlechter Vitalität in der Krone ist durch keine bekannte Maßnahme zu retten.
Problembereich Akademiefriedhof
Eine Baumdiagnose des im Bereich des Akademiefriedhofs befindlichen Baumbestandes hat ergeben, dass die Standsicherheit bei mehreren Bäumen nicht mehr gegeben war. Stamm und/oder Wurzelplatte hätten bei starkem Wind der Belastung nicht standgehalten. Durch die Wurzeln waren außerdem bereits die Friedhofsaußenmauer sowie viele Gräber beschädigt.
Durch den Forsttrupp des Militärkommandos Niederösterreich wurden deshalb gemeinsam mit Experten einer zivilen Firma die nicht mehr standsicheren Bäume gefällt. Keine einfache Aufgabe, galt es doch Beschädigungen an Gräbern und der Friedhofskapelle auszuschließen bzw. den Straßenverkehr auf der Günserstraße nicht zu gefährden.
Baumpflegebeirat
Gesteuert werden die Maßnahmen im Akademiepark durch den im Jahr 2019 eingerichteten Baumpflegebeirat. Experten aus der Forstverwaltung des Bundesheeres, der Magistratsverwaltung, der Bezirkshauptmannschaft, des Militärkommandos NÖ und der Militärakademie haben sich zum Ziel gesetzt, die Baumverwaltung zu optimieren, um so den Baumbestand bestmöglich zu erhalten, aber auch die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.
Nachpflanzungen
Die Entnahme von Bäumen aus dem Akademiepark erfolgt wohl überlegt und mit dem Ziel das ökologische Gleichgewicht zu erhalten. Als Hauptnutzer ist uns der Akademiepark mit seinem Baumbestand wertvoll. Die Sicherheit der Parkbesucher geht aber vor!
Natürlich wird es Nachpflanzungen geben. Für das Jahr 2020 ist dafür ein Budget von mehr als 20.000 Euro vorgesehen. Die für das Frühjahr geplanten Nachpflanzungen wurden durch die erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der weiteren Verbreitung des Corona-Virus verhindert. Diese Arbeiten werden nun im Herbst erfolgen. Für das Jahr 2021 sind weitere Nachpflanzungen geplant. Im Bereich des Akademiefriedhofes werden diese nach dessen Sanierung erfolgen.
Kontaktstelle
Um die Kommunikation und Abläufe zu vereinfachen, wurde an der Militärakademie eine Kontaktstelle für alle Fragen und Anliegen rum den Akademiepark eingerichtet. Diese ist unter Tel: 050201 20 28904 oder milakoea@bmlv.gv[dot]at erreichbar.