Theresianisches Militärakademisches Forum 2021
Die Kunst des Führens!
Das Theresianische Militärakademische Forum (tMAF) fand heuer wieder von 10. bis 11. November 2021 statt, nachdem die Veranstaltung im Vorjahr aufgrund der Covid-19-Pandemie leider abgesagt werden musste. Auch heuer ließ die epidemiologische Situation leider nur einen eingeschränkten Teilnehmerkreis zu.
Die wissenschaftliche und themengebundene Vortrags- und Diskussionsveranstaltung wurde wieder im Rahmen des Wirkungsverbunds Militärhochschule durchgeführt. Der Wirkungsverbund Militärhochschule, welcher durch die Heeresunteroffiziers-, die Landesverteidigungs- sowie die Theresianischen Militärakademie gebildet wird, soll erforderliche Synergien für die Ausbildung der Führungskräfte für das Österreichische Bundesheer schaffen.
Ziel und Zweck
Ziel und Zweck des heurigen Symposiums war es einerseits, durch den aktiven Austausch von Erkenntnissen und Gedanken, die Bildung des erforderlichen Bewusstseins für die Besonderheiten der militärischen- sowie der zivilen Führung zu fördern. Andererseits soll durch die Reflexion des sich ständig ändernden Umfeldes, ziviler sowie militärischer Besonderheiten zur Weiterentwicklung der Militärwissenschaften erfasst werden. Daraus sollen dann die Möglichkeiten zur erforderlichen stetigen Optimierung der Vermittlung bzw. Aneignung militärwissenschaftlicher Fähigkeiten sowie Fertigkeiten zur Entwicklung militärischer Führungskompetenz abgeleitet werden.
Buchpräsentationen
Eingeleitet wurde das tMAF mit der Präsentation der im Rahmen des PhD-Programms „Interdisciplinary Legal Studies“ an der Universität Wien verfassten Abschlussarbeiten von zwei Offizieren des Instituts für Offiziersausbildung. Oberst des Generalstabsdienstes Ing. Mag. (FH) Georg Kunovjanek, MSD PhD präsentierte zunächst seine kritische interdisziplinäre Analyse des möglichen zukünftigen Krieges im Cyberspace und seiner normativen Grundlagen. Anschließend daran stellte Major des Generalstabsdienstes Mag. (FH) Pascal Riemer, PhD seine Untersuchung der dialektischen Zusammenhänge von Staatsidee und Militärwesen am Beispiel der Sowjetunion sowie der Russischen Föderation dar. Diese anspruchsvollen aktuellen Themenstellungen wurden anschließend daran noch erläutert und intensiv diskutiert.
Gegenwärtige und zukünftige Einsatzführung
Der zweite Veranstaltungstag wurde mit der Darstellung des Risiko- bzw. Bedrohungsbildes für Österreich sowie der davon abgeleiteten militärstrategischen Konzeption eröffnet. Oberst des Generalstabsdienstes Mag. (FH) Mag. Markus Kohlweg stellte die davon abgeleiteten erforderlichen Fähigkeiten der österreichischen Streitkräfte für den vorausschauenden Zeitraum von zumindest 30 Jahren vor. Anschließend daran stellte Oberst des Generalstabsdienstes Mag. (FH) Dr. Markus Reisner, PhD seine Analyse gegenwärtiger bzw. Konflikten der jüngsten Geschichte in der Ukraine, Syrien, Armenien, Afghanistan und dem Irak dar. Reisner präsentierte die möglichen Konsequenzen für die Offiziersausbildung aufgrund des Einsatzes neuer Technologien in den von ihm betrachteten militärischen Auseinandersetzungen. Major des Generalstabsdienstes Mag. (FH) Pascal Riemer, PhD beleuchtete bei seinem Vortrag die Weiterentwicklung der Einsatzführung der sowjetischen bzw. russischen Streitkräfte. Dafür analysierte Riemer die Änderungen der Kriegsführung nach dem Zerfall der Sowjetunion an den Konflikten in Bergkarabach, Georgien sowie der Ukraine. Abgeschlossen wurde der Vormittag mit einem Blick über den Tellerrand. Der Unternehmer und Präsident der Österreichischen Offiziersgesellschaft, Brigadier Mag. Erich Cibulka, stellte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede wirtschaftlicher sowie militärischer Führung dar. Nach den Ausführungen der Referenten wurde ausreichend Zeit für Fragen sowie die Diskussion und den Austausch eingeräumt.
Future Leadership
Analog zum Vormittag wurde die Sequenz von Präsentation und Diskussion auch am Nachmittag fortgesetzt. Zunächst wurden die möglichen Konsequenzen für die Ausbildung militärischer Führungskräfte dargestellt. Die Einleitung erfolgte durch Brigadier Mag. Jürgen Baranyai, welcher die Ausbildungsphilosophie für den Erwerb der erforderlichen Fähigkeiten zukünftiger militärischer Führung präsentierte. Anschließend daran beleuchtete Oberst des Generalstabsdienstes Mag. Berthold Sandtner die militärische Führung in hybriden Konflikten. Dabei werden neben regulären militärischen und irregulären nicht-militärischen Kräften auch symmetrische und asymmetrische Konfliktmittel offen und verdeckt zur Anwendung gebracht.
Oberst des Generalstabsdienstes Mag. Dr. Peter Hofer, Leiter des Instituts für Offiziersweiterbildung an der Theresianischen Militärakademie, präsentierte die von ihm abgeleiteten erforderlichen umfassenden Führungsqualitäten zur Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Einsätze des Österreichischen Bundesheeres. Der Kommandant der Heeresunteroffiziersakademie, Oberst des Generalstabsdienstes Mag. (FH) Mag. Klaus Klingenschmid, präsentierte dann ergänzend dazu die abgeleiteten Fähigkeiten und das Aufgabenspektrum des zukünftigen Unteroffiziers. Den Abschluss bildete der Vortrag von Oberst Mag. (FH) Georg Maier, welcher den Kompetenzerwerb der Studierenden am FH-Bachelorstudiengang Militärische Führung an Hand des Theresianischen Führungsmodells darstellte.
Diskussion, Zusammenfassung und Ausblick
Unter Anwendung der Methode Inverted Classroom (Umgekehrtes Klassenzimmer) wurde den Vortragenden die Möglichkeit eingeräumt, den teilnehmenden Studierenden zu den präsentierten Inhalten Fragen zu stellen, nachdem diese die zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen im Berufsvollzug bewältigen werden müssen.
Den Abschluss bildeten eine Zusammenfassung und ein Ausblick des Akademiekommandanten. Generalmajor Mag. Karl Pronhagl stellte erkannte mögliche Handlungsfelder für die zukünftige Offiziersgrundaus- und Weiterbildung dar.
Das tMAF ist eine wesentliche Kommunikationsmöglichkeit im Wissenschaftsbetrieb des Wirkungsverbundes, mit Präsentations- sowie anschließender Diskussions- und Reflexionsmöglichkeit, zur Gewährleistung der erforderlichen Weiterentwicklung der zukünftigen Führungskräfteausbildung für die Streitkräfte. Das Symposium ermöglicht es dem Lehr- und Forschungspersonal ihre Erkenntnisse und Entwicklungsprodukte zur Zielerreichung vorzustellen und anschließend auszutauschen. Darüber hinaus können dabei wertvolle Kontakte geknüpft und gepflegt werden.
Der wissenschaftliche Diskurs zur Gewährleistung einer praxisbezogenen Ausbildung zur Vermittlung der erforderlichen Fähigkeiten zur Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Aufgaben Berufsfeldes wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Im Rahmen des tMAF 2022 mit dem Titel „The Art of Leadership“ wird die heuer aufgrund der Pandemie ausschließlich nationale Betrachtung auf europäischer Ebene fortgesetzt.