Das goldene Portepee
Insignie der Offizierswürde
Das Portepee war ursprünglich eine einerseits um den Griff einer Hiebwaffe sowie andererseits um das Handgelenk des Kämpfers geschlungene Schlaufe. Diese hatte das Herabfallen der Waffe im Kampf zu verhindern. Außerdem ermöglichte dieser Faustriemen, die Pistole zu gebrauchen, ohne vorher den Säbel oder Degen „versorgen", d. h. in die Scheide stecken zu müssen.
Verwendet von allen Soldaten unabhängig ihres Ranges, entwickelten sich schon bald unterschiedliche Varianten des Portepees. Da es anfänglich noch keine Rangabzeichen gab, verdeutlichte das Portepee durch die unterschiedliche Form und Materialen die Stellung des Besitzers.
Während das Portepee z.B. im k.u.k. Heer für Unteroffiziere aus kaisergelber Schafwolle in geschlossener Form gefertigt wurde, war es für Fähnriche und Offizierstellvertreter aus goldgefärbtem Kunstseidenfaden und für die Offiziere aus Goldgespinst. Das Band des Offiziersportepees hatte außerdem der Länge nach drei schwarze Linien eingewebt und wies eine gelbe Lederfütterung auf.
Gemeinsames Band
Das goldene Portepee, den Offizieren vorbehalten, erhielt im Laufe der Zeit eine besondere Bedeutung. „Das Portepee verlieren" hieß so viel wie „die Ehre verlieren", und bereits im 19. Jahrhundert war in der kaiserlichen Armee das „goldene Quastel" weit mehr als ein Rangabzeichen. Es wurde zum Ausdruck eines Standes, der in der allgemein verbreiteten Auffassung als „bevorzugt" angesehen wurde.
Das goldene Portepee war das gemeinsame Band, das alle Offiziere umschlang - den einfachen Leutnant eines galizischen Infanterieregimentes ebenso wie den hocharistokratischen Rittmeister eines Husarenregiments oder den Kaiser als obersten Kriegsherrn. Die Säbelquaste aus Goldgespinst war weit mehr als ein Faustriemen oder Bestandteil der Uniform - sie war, speziell in den letzten Jahrzehnten des großen Vielvölkerstaates, sichtbares Zeichen einer verschworenen Gemeinschaft.
Quaste und Band
Die im k.u.k. Heer und im Bundesheer der 2. Republik verwendeten Portepees bestehen aus der Quaste und dem Band. Die Quaste hat einen Knopf mit herabhängenden Bouillons (goldene Fransen) oder eine geschlossene Form, d.h. die Fransen hängen nicht frei herab.
Der flache Knopf trug früher auf der einen Seite die Initialen des Kaisers und auf der anderen Seite den Doppeladler, heute findet sich auf beiden Seiten das Bundeswappen.
Säbelkuppel
Zum Mitführen des Säbels dient die Säbelkuppel. Diese wird stets unter dem Rock geschnallt getragen. Sie besteht für Offiziere aus einem ledernen Leibriemen, zwei Tragriemen mit Goldbortenbesatz und deren Schnallen. Bei angezogenem Mantel ist das Säbelgefäß durch einen Schlitz der linken Manteltasche durchzuziehen.
Der Offizierssäbel
1963 wurde für die Offiziere des Gardebataillons sowie des Akademikerbataillons zum Paradeanzug wieder der Säbel eingeführt. Er gleicht beim Gardebataillon dem schon im k. u. k. Heer sowie im Bundesheer der 1. Republik verwendeten Kavallerieoffizierssäbel M.1904, beim Akademikerbataillon dem Infanterie-Offizierssäbel M.1861. Die Scheiden sind jedoch jeweils mit zwei beweglichen Tragringen ausgeführt. Im Laufe der Zeit haben sich die Offiziere des Akademikerbataillons auch Kavallerieoffizierssäbel M.1904 beschafft, sodass nur mehr die als Zugskommandanten eingeteilten Militärakademiker den Infanterie-Offizierssäbel M.1861 verwenden.
Seit dem Jahr 1989 werden an der Theresianischen Militärakademie im Rahmen der Ausmusterung wieder Offizierssäbel an die neuen Leutnante übergeben. Die Initiative zum Wiederbeleben dieser Tradition hat der Jahrgang „Rodakowsky“ gesetzt. Die Säbel dazu sind wie bereits in der k. u. k. Armee von den Leutnanten selber zu beschaffen, was so wie früher zu unterschiedlichsten Ausführungen führt.
Nach der Übergabe der Säbel erfolgt einer alten Tradition folgend das "Kerbenschlagen". Der Jahrgang stellt sich dazu so auf, dass der Jahrgangskommandant mit gezogenem Säbel in der Mitte steht und die Angehörigen des Jahrganges im Kreis um ihn herum. Der Jahrgangskommandant ruft dann "Die erste Kerbe dem Freund" worauf die jungen Leutnante antworten "die zweite dem Feind", auf den Jahrgangskommandanten zulaufen und die Säbel aneinanderschlagen.
Im Jahr 2005 erhielt der Jahrgangsbeste im Zuge des Festaktes zum „Tag der Leutnante“ erstmalig aus den Händen des Bundespräsidenten einen Kavallerie-Offizierssäbel ausgezeichnet. Dieser Säbel wird auch durch die Präsidentschaftskanzlei bezahlt.
Seit dem Jahr 2006 erhält auch der jeweilige Jahrgangssprecher als Anerkennung seiner Leistungen einen Säbel (Kavallerie-Offizierssäbel). Dieser wurde anfänglich durch den Akademiekommandanten verliehen, mittlerweile erfolgt die Übergabe durch den Chef des Generalstabes.
Im Jahr 2021 wurde erstmals auch Milizoffizieren die Möglichkeit zur Anschaffung eines Säbels gegeben. Die Verleihung erfolgt am Vormittag des „Tages der Leutnante“, sodass die Milizoffiziere genauso wie Berufsoffiziere den Säbel tragend beim Festakt zur Übernahme in die Truppe antreten können.
Infanterie-Offizierssäbel Muster 1861
Der Infanterie-Offizierssäbel M.1861 ist mit einer beidseitigen gekehlten Klinge versehen und an der Spitze zweischneidig. Im Vergleich zum Infanterie-Mannschaftssäbel M.1861 hat er eine um 220 mm längere und 5 mm schmälere Klinge.
Die Klingenlänge des Infanterie-Offizierssäbel M.1861 beträgt 863 mm, die Klingenbreite 27 mm.
Da sich die k. u. k. Offiziere ihre Ausrüstungs- und Uniformstücke selbst beschaffen mussten und eine Vielzahl an verschiedenen Ausführungen von Armeelieferanten angeboten wurden, gleicht kaum ein Säbel dem anderen. Der künstlerischen Ausstattung und Gestaltung des Offizierssäbels waren kaum Grenzen gesetzt. Je nach persönlichem Geschmack und den finanziellen Möglichkeiten des Trägers wurden die verschiedensten Varianten an Gravuren, Ätzungen und sonstigen Verzierungen angebracht.
Kavalleriesäbel Muster 1904
Der Kavalleriesäbel M.1904 wurde 1906 für sämtliche Mannschaften der Kavallerie, die Unteroffiziere der Festungsartillerie und die Mannschaften der Traintruppen eingeführt. Charakteristisch für den Kavalleriesäbel M.1904 ist der asymmetrische Korb, der durch eine Umbördelung verstärkt ist. Um das Gewicht zu verringern, ist er mit 27 kreisrunden Bohrungen versehen.
Die Klingenlänge des Kavalleriesäbels M.1904 beträgt 870 mm, die Klingenbreite 31 mm.
Die Form des Korbes ist beim Offizierssäbel gleich dem des Mannschaftssäbels. Statt der Bohrungen weist er jedoch gravierte, meist florale Durchbrechungen auf. So wie auch beim Infanterie-Offizierssäbel wurden auch die Kavallerie-Offizierssäbel je nach Geschmack und vor allem den finanziellen Möglichkeiten mit den verschiedensten künstlerisch gestalteten Gefäßen und/oder Klingen angeschafft.
Individuell
So wie bereits in der k.u.k. Armee haben sich auch im Bundesheer der 1. Republik und der 2. Republik eine Vielzahl von individuellen Ausführungen der Säbel entwickelt, sodass von keiner einheitlichen Ausstattung mit dieser Form an Blankwaffe gesprochen werden kann. Vor allem die Variante des Kavallerie-Offizierssäbels M.1904 mit Hegedüs-Korb (schmäleres Gefäß, feiner Ausführungen und Verzierungen am Korb) war und ist sehr verbreitet.
Produziert werden die heute im Österreichischen Bundesheer verwendeten Säbel durch die Firma WKC aus Solingen.
Verfasser
Oberst Thomas Lampersberger
Quellen
- W. Christian Ortner: Mit blankem Säbel, Wien 2003
- Rolf W. Urrisk: Die Uniformen des österreichischen Bundesheeres 1918 – 1938, Graz 1993
- Rolf W. Urrisk: Die Uniformen des österreichischen Bundesheeres 1952 – 1995, Graz 1994
- Schriften des HGM (Band 10): Das k. u. k. Heer 1895, Graz 1997
- Herbert v. Patera: Unter Österreichs Fahnen, Graz 1960
- de.wikipedia.org/wiki/Portepee
- http://www.zitahusaren.at